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Kirche Wellingholzhausen

Historisches

Im Jahre 983 soll Kaiser Otto II. die Reliquien des hl. Apostels Bartholomäus nach Rom gebracht haben – von da an verbreitete sich das Patrozinium im christlichen Abendland.

Bald danach – um die Jahrtausendwende – wurde auf dem Grund des großen Meyerhofes zu Holthusen ein Kirchbau als Eigenkirche errichtet. 1090 schenkte der Grundherr von Holthusen, Stiftsvogt Eberhard, seine Eigenkirche dem neugegründeten Benediktinerkloster in Iburg, das 1091 auch den Meyerhof erhielt. Die Beurkundungen dieser beiden Schenkungen sind die frühesten Erwähnungen der Gemeinde (der Name „Wellingholzhausen“ taucht erstmals 1160 auf). Wo die erste Kirche genau stand, ist unbekannt. Anfang des 13. Jh. stellt das Kloster Iburg Grundbesitz zwischen Dorfbach und Osterbach zur Verfügung, um eine neue Kirche zu errichten. Dies könnte das Areal des heutigen Kirchplatzes gewesen sein, um den sich dann eine dreiseitige „Kirchenburg“ entwickelte (enge Bebauung rund um den Kirchplatz mit Kirche und Friedhof) sowie der angrenzende Thieplatz (Versammlungsort). 1588 ist wieder ein Kirchneubau bezeugt, da die alte Kirche einem Brand zum Opfer fiel. Diese Kirche stand nördlich des heutigen Baus im Zentrum des Platzes, der noch bis etwa 1800 als Begräbnisstätte genutzt wurde. 1855 wurde sie zugunsten der jetzigen Anlage abgerissen.

Baugeschichte der heutigen Kirche  

Noch unter dem Dechanten Anton Vocke (1769–1846, Pfarrer in Wellingholzhausen 1811–1846) wurde ein Baufonds angelegt für einen künftigen Kirchbau – die alte Kirche galt als baufällig und zu klein. Sein Nachfolger Peter Paul Klein (1795–1879, Pfarrer in Wellingholzhausen 1846–1879), der vor seiner Priesterberufung als Offizier gedient hatte, trieb mit Tatkraft die Verwirklichung der Pläne voran. Als Baumeister wurde Emil von Manger (1824–1902) aus Oelde verpflichtet, dessen Pläne die erforderlichen Genehmigungen erhielten. Von Manger – ausgebildeter Maurermeister – arbeitete etwa ab 1852 als Baufachmann für das Bistum Münster und führte später den Titel Diözesanbaumeister. Nach Abriss der alten Kirche und Errichtung einer Notkirche auf der sog. Diekbrede (Gebiet des heutigen Friedhofes), die man später als landwirtschaftliches Gebäude weiternutzen wollte, erfolgte im April 1856 die Grundsteinlegung zum Neubau. Als Bauunternehmer war Maurermeister Georg Eustermann aus Wiedenbrück tätig, der Sandstein wurde aus den Steinbrüchen auf der „Lieth“ bei Wellingholzhausen und vom „Hüls“ bei Hilter-Hankenberge gebrochen. 1861 war der Bau vollendet, und am 1. Oktober 1861 erfolgte die Konsekration von Kirche und Hochaltar durch Bischof Paulus Melchers (1813–1895, Bischof von Osnabrück 1857–1866, später Kardinal in Köln). Der Neubau hatte Gesamtkosten in der ungewöhnlichen Höhe von 66.500 Talern verursacht, einschließlich aller Nebenkosten.

Bis in die heutige Zeit ist die Kirche in ihrer Grundanlage weitgehend unverändert erhalten, wenn auch das Innere, was Ausstattung und farbliche Gestaltung betrifft, mehrmals den Zeitbedingungen angepasst wurde.

Hauptportal, darüber Maßwerkfenster mit Fünfpass. Die Kreuzigungsgruppe wurde im Juni 2008 durch die Figuren der Maria und des Johannes wieder ergänzt, die schon seit einigen Jahrzehnten verloren waren.

Beschreibung des Baus

Emil von Manger bediente sich in seinen Neubauten bevorzugt der Formsprache der Gotik, insbesondere ihrer Ausprägung ab dem 14. Jh. (als Anregungen mögen ihm vor allem Kirchen der Stadt Münster gedient haben – vgl. den Raum der Martinikirche). Die gotische Architektur galt als formvollendet und im nationalen Bewusstsein des 19. Jh. als „deutscher Baustil“. Vergleichbare Kirchen Emil von Mangers findet man beispielsweise in Harsewinkel, Hörstel, Ibbenbüren-Laggenbeck und Ennigerloh-Ostenfelde. Der größte und wohl auch bedeutendste seiner Neubauten dürfte allerdings die Kirche in Wellingholzhausen sein, die nicht umsonst den Beinamen „Grönenberger Dom” trägt.

Es handelt sich um einen typischen dreischiffigen Hallenbau mit zentral vorgestelltem Westturm. An das Langhaus mit sechs Jochen schließt im Osten ein zweijochiger Chor an, dessen östliches Joch fünfseitig ausgebildet ist. Dem kleineren nördlichen Seitenchor (jetzt Taufkapelle) steht im Süden der Sakristeianbau gegenüber.

Die Westfassade wird durch das Hauptportal im Turm bestimmt, über dem sich ein vierbahniges Maßwerkfenster sowie eine Kreuzigungsgruppe befindet. Das Mauerwerk des Turms ist ca. 33 m hoch; der zuerst vier-, dann achtseitig ausgebildete Helm (eine typische Formsprache Emil von Mangers) misst noch einmal 21 m. Die ganze Westseite wirkt noch höher, weil die Portale erst durch eine zweiteilige Treppenanlage mit insgesamt 13 Stufen von der Straße aus zu erreichen sind. 

Nord- und Südseite der Kirche sind durch jeweils sechs Maßwerkfenster und sieben Strebepfeiler gegliedert. Von Manger verwendete zwei Typen von Maßwerk, mit denen er jeweils abwechselnd den oberen Abschluss der Fenster gestaltete.

Der Ostgiebel des Langhauses ist durch ein Steinkreuz geschmückt; es schließt sich der fünfseitige Chor an sowie südlich die zweigeschossige Sakristei und nördlich die nach außen dreiseitige Seitenkapelle. 

Ansicht von Norden

Das Kircheninnere wird durch zehn paarig angeordnete wuchtige Rundsäulen in drei Schiffe gegliedert; es wird von einem Kreuzrippengewölbe überspannt. Die Länge von knapp 33 m entspricht der Höhe des Turmmauerwerks. Vier weitere gleichartig gestaltete Säulen sind in die Stirn- und Rückwand integriert bzw. ihnen vorgeblendet. Die Orgelempore ist der Westwand in ganzer Breite vorgelagert und wird zusätzlich durch sechs kleinere Säulen und Bögen getragen.

Der obere Abschluss der Sandsteinsäulen ist in einem typischen Idiom des Baumeisters geformt: ein runder Wulst geht nach einer Hohlkehle in eine achteckige Form über, auf der – wiederum durch eine Hohlkehle getrennt – eine größere, ebenfalls achteckige Kämpferplatte herausgearbeitet ist. (Diese Formsprache ist 1989 bei der Gestaltung des modernen Orgelprospektes aufgegriffen worden.) 

Der Übergang vom Hauptschiff zum Chor wird durch zwei mächtige, nur im Halbrund sichtbare Säulengruppen markiert, deren Kapitelle durch florale Motive reich verziert sind. Ähnliche, jedoch schlichter geschmückte Kapitelle sind an den Langhauswänden, in der Seitenkapelle und an den kleineren Säulen, die die Empore tragen. Konsolen, die als Gesichter ausgebildet sind, findet man im Turm in der Nähe des Hauptportals und – recht versteckt – in der Seitenkapelle. 

Die farbliche Gestaltung des Innenraumes ist bewusst sparsam: Den weiß getünchten Wänden und Decken steht der naturbelassene Sandstein der Säulen, Rippen und Gurte gegenüber. Einen Farbakzent setzt der Fußboden des Mittelganges, der mit seinen rot-gelben Fließen noch von einer Umge­staltung der Jahre 1901–07 zeugt. Weitere Zeugnisse früherer farblicher Gestaltung sind noch an den Halbsäulen hinter der Orgel erhalten.